Dezember 20, 2014

Keine Kommentare

Traurig, berührend, unglaublich

Die Wanderbank der Bahnhofsmission macht im Bahnhof Station

Wanderbank Dez. 2014

Würzburg. Aus einem Impuls heraus packte der Mann an, half er am Mittwochmorgen Anne Walz, die Wanderbank auf dem Sternplatz aufzubauen. Dass es so etwas gibt wie eine Bank, die von Ort zu Ort wandert und auf der Geschichten gesammelt werden, hatte der 65-Jährige bis dahin noch nie gehört. Ob er selbst nicht auch etwas zu erzählen hätte? „Aber klar!“ Und er begann von Zeiten zu berichten, die nicht wirklich schön waren in seinem Leben. Und von Zeiten, in denen es ihm gut ging.

Ob es um die eigene Arbeit, die Familie, aktuelle Sorgen oder ein freudiges Erlebnis der letzten Tage geht, alles darf hier erzählt werden. Erfunden wurde die Wanderbank von der Münchner Künstlerin Christiane Huber. Anfang Oktober machte ihr für die Bahnhofsmissionen in Bayern entwickeltes Projekt in Würzburg Station. Der Förderverein der Würzburger Bahnhofsmission entschied, einen Projektableger ins Leben zu rufen. So tourt seit wenigen Wochen eine eigene Würzburger Wanderbank von Platz zu Platz. Am Mittwoch war sie am Sternplatz und am Donnerstag machte Anne Walz mit der Wanderbank noch einmal Station im Hauptbahnhof, um Geschichten zu sammeln.
Oft muss man direkt oder indirekt bezahlen, wenn man möchte, dass jemand einem zuhört. Etwa beim Arzt. Bei der Psychologin. Beim Coach. Oder der Supervisorin. Anne Walz verlangt nichts. Im Gegenteil. Sie gibt. Da gibt es zunächst Wärme durch einen Outdoor-Heizstrahler, der den Aufenthalt auf der Bank auch bei den aktuell unwirtlichen Witterungsverhältnissen erträglich macht. Außerdem hält sie eine rote Kuscheldecke parat, auf die man sich setzen darf. Schließlich leiht Anne Walz ihr Ohr.
Aufmerksam hört sie zu, wenn die Menschen ihr etwas erzählen, was einfach unglaublich ist. Wenn sie ihr bizarre, traurige, komische, erheiternde oder berührende Geschichten präsentieren. Oder einfach nur sagen möchten, wie es ihnen gerade geht.
Wer einen Geldschein loswerden möchte, darf dies natürlich auch tun. Allerdings später. Denn Anne Walz verlangt keinen Obolus: Spenden von Menschen, die vom Projekt „Wanderbank“ angetan sind, nimmt die Bahnhofsmission gern entgegen. „Doch die Wanderbank dient nicht in erster Linie dazu, Spenden zu sammeln“, betont die Projektleiterin. Sie soll auf die Bahnhofsmission aufmerksam machen. Wer auf die neugierig geworden ist, bekommt von Anne Walz Anekdoten aus der Einrichtung erzählt.
In der Bahnhofsmission geht es nicht nur darum, Menschen Unterstützung zu bieten. Die Christophorus-Einrichtung ist ein Ort, wo man einfach sein und anderen begegnen darf. Ohne etwas tun, ohne etwas konsumieren zu müssen.
Man kann die Zeitung lesen. Tee trinken. Oder berichten, was man heute vorhat. „Solche Orte werden immer seltener“, spürt Anne Walz aus vielen Gesprächen heraus. Menschen eilen aneinander vorbei. Sie sehen einander im Café, in der Weinstube oder im Theater. Aber nur selten kommt es dazu, dass einer vom anderen etwas erfährt. Dass einer dem anderen etwas erzählt. Auf der Wanderbank darf man erzählen, was immer man möchte. Neugierig geworden? Eine Ausstellung Mitte Januar in Würzburg wird verraten, was bis dahin alles erzählt worden ist. Zum Beispiel auch von dem Mann, der am Mittwoch spontan half, die Wanderbank aufzubauen.

Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, Anne Walz auf der Wanderbank eine Geschichte zu erzählen. Im Januar werden die schönsten Passagen bei einer Ausstellung präsentiert. Bild: Förderverein der Bahnhofsmission

Dezember 8, 2014

Keine Kommentare

10.000 Euro für die Bahnhofsmission

10.000 Euro für die Bahnhofsmission

Werbegemeinschaft überreicht beim Würzburger Bahnhofskonzert großzügige Spende

 

 

Würzburg. Die Bahnhofsmission hilft bedingungslos. Egal, aus welchen Gründen sich ein Mensch in Not befindet. Diese Idee fasziniert – und findet immer mehr Förderer. Auch die Werbegemeinschaft der Geschäfte im Bahnhof wollte die Einrichtung aus diesem Grund unterstützen. Beim 11. Würzburger Bahnhofskonzert unter dem Motto „Menschen begegnen sich“ überreichte die Gemeinschaft am Freitag einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro an den Förderverein Bahnhofsmission Würzburg.

 

 

Begeistert wurden die Musiker der Bigband der Bundespolizei München von Besuchern und Freunden der Bahnhofsmission empfangen. Zwei Stunden lang sorgten sie in dem von außen attraktiv blau illuminierten Bahnhofsgebäude mit Stücken wie „All of me“ „Chattanooga Choo Choo“, „Hello Dolly“ oder „Hay Burner“ für beste Unterhaltung. Dicht an dicht standen die Menschen gedrängt. Unterbrochen wurde das hervorragende Konzert von Gästen, die ihre Verbundenheit mit der Bahnhofsmission ausdrückten: Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Elmar Hirsch vom Bahnhofsmanagement und Polizeioberrat Wolfgang Schäfer.

 

 

 

Auch einen Jongleur konnte Moderatorin Heike Mix begrüßen: Harry Hirsch verblüfte durch Kunststücken, die er in eine lustige Jonglagegeschichte einzubauen verstand. Wer zwischendurch reden wollte, durfte sich am anderen Ende der Bahnhofshalle zu Anne Walz auf die „Wanderbank“ der Bahnhofsmission setzen. In einem dicken Buch sammelt die Leiterin des Projekts „Wanderbank“ schöne, bewegende, traurige oder auch nachdenklich machende Geschichten von Menschen, die in Würzburg leben oder hier Station machen.

 

 
Während die Züge, die vom Bahnhof wegfahren, stets einer festgelegten Richtung folgen, ist das bei Menschen oft ganz und gar nicht der Fall. Es gibt Phasen, da scheint sich das Leben im Kreis zu drehen. Oder es kommt das Gefühl auf, in einer Sackgasse zu stecken. Manchmal auch ist plötzlich jedes Ziel aus dem Blickfeld verschwunden. Für Menschen in diesen Lebenssituationen ist die Bahnhofsmission da, so Helmut Fries, Vorsitzender des Fördervereins Bahnhofsmission Würzburg. Ganz besonders wichtig ist ihm, die Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft weiterhin 24 Stunden lang offen zu halten: „Denn Frauen in Not finden nachts nur hier sofort Hilfe.“

 

 

Auch Michael kennt die andere Seite des Lebens – jene dunkle Seite, die in manchen Momenten zur Verzweiflung führt. Vor einem Jahr erkrankte der 51-Jährige an einem Hirnleiden. Seither ist Michael in vieler Hinsicht eingeschränkt. Schon zuvor war er arbeitslos. Im Augenblick geht seine Hoffnung, wieder einen Job zu finden, gegen Null.
Im Moment könnte sich Michael aber auch unmöglich länger auf eine Beschäftigung konzentrieren. Wobei er alles versucht, um die durch die Krankheit bedingten Defizite auszugleichen. Michael kommt täglich in die Bahnhofsmission, um Zeitung zu lesen. Das gibt ihm Struktur. Über die Bahnhofsmission kam er auch schon an Karten der Kulturtafel: „Neulich war ich im Chambinzky.“

Der Abend war unvergleichlich, die Atmosphäre klasse und wunderbar das Gefühl, in einem Theatersessel zu sitzen. Denn Theatergenuss kann sich Michael mit seinem Hartz IV-Geld ebenso wenig leisten wie er niemals den regulären Eintritt für ein so hochkarätiges Konzert, wie es die Bigband der Bundespolizei in der Bahnhofshalle bot, hätte berappen können. Am nächsten Tag erzählte er in der Bahnhofsmission begeistert von dem Theaterabend: „Die Bahnhofsmission, das ist inzwischen ein bisschen so etwas wie meine Familie.“ Auch an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen wird Michael hierherkommen.

 

 

Ute Schnabel gehört zu jener großen Gruppe von Menschen, die unbezahlt in der Bahnhofsmission Dienst tun. „Seit acht Jahren mache ich das“, lacht die sympathische Frau, die im Pavillon vor dem Bahnhof nicht nur Glühwein, Punsch und Plätzchen verkaufte, sondern auch über die Bahnhofsmission aufklärte. Zwar sage der Name „Bahnhofsmission“ den meisten Menschen etwas, erfuhr sie im Laufe des Nachmittags: „Doch viele haben einen falschen Eindruck.“ Sie glaubten, dass nur Wohnungslose in die Einrichtung kämen: „Dabei helfen wir allen Menschen in Not.“

 

 

Annette Ritter und Andreas Müller von der Werbegemeinschaft der Geschäfte im Bahnhof überreichten Helmut Fries vom Förderverein Bahnhofsmission Würzburg einen Scheck in Höhe von 10.000 Euro für den Nachtdienst der Einrichtung.

 

Dezember 3, 2014

Keine Kommentare

„Menschen begegnen sich“ – Bahnhofskonzert mit Bigband

Ein Konzert für den guten Zweck

Am kommenden Freitag, dem 5. Dezember, wird der Würzburger Hauptbahnhof zum Konzertsaal. Ab 17:30 Uhr wird die Bigband des Bundespolizeiorchesters München auftreten und mit fetziger Musik für Stimmung sorgen. Das Beste daran: Der Eintritt ist frei! Das Bahnhofskonzert wird unter dem Motto „Menschen begegnen sich“ vom Förderverein der Bahnhofsmission Würzburg in Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft Bahnhof Würzburg, dem Bahnhofsmanagement, der DB Regio, der Christophorus Gesellschaft und der Bundespolizei veranstaltet.

Neben den musikalischen Genüssen in ganz ungewohnter, spannender Atmosphäre erwartet die Besucher auch eine Begrüßungsrede des Oberbürgermeisters der Stadt Würzburg, Christian Schuchardt, der zugleich auch Unterstützer der Bahnhofsmission Würzburg ist. Eine ganz besondere Überraschung hat ein weiterer Unterstützer geplant – die Werbegemeinschaft Bahnhof Würzburg will im Rahmen des Konzerts eine Spende an den Förderverein Bahnhofsmission Würzburg übergeben.

Die Besucher des Konzerts werden von der charmanten Heike Mix durch den unterhaltsamen Abend geführt. Und wer sich vor oder während des Konzerts noch stärken will, kann sich nicht nur in den Bahnhofsgeschäften Leckereien kaufen – auch der Förderverein verkauft süße Speisen und Punsch an einem Stand vorm Bahnhof, deren Erlös der Bahnhofsmission zu Gute kommt. Wir freuen uns auf euch!