Juli 26, 2015

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Picknick für Passanten und Punks

Picknick für Passanten und Punks

Das jüngste Event des Fördervereins Bahnhofsmission war ein voller Erfolg

 

Würzburg. Julian hat Stachelnieten auf der Kappe, um den Hals, am Arm. Schaut irgendwie gefährlich aus. Dabei ist der 21-Jährige ungemein freundlich, kommt man mit ihm ins Gespräch. Allerdings passiert das selten. „Die meisten reagieren unfreundlich auf mich“, sagt der junge Mann, dessen Lebensmittelpunkt seit sechs Jahren der Bahnhof ist. Am Sonntag war das anders: Der Förderverein Bahnhofsmission veranstaltete ein Picknick am Bahnhof. Julian wurde herzlich willkommen geheißen.

 

 

Menschen aus allen Schichten zusammenzubringen, diese Idee steckte hinter dem Begegnungspicknick auf der Wiese vor dem Kiliansbrunnen, erzählte IT-Berater Johannes Hasler, der sich seit März für den Förderverein Bahnhofsmission engagiert. Eingeladen waren die Würzburger Bevölkerung, Reisende, die auf ihren Zug oder Bus warten mussten, die Besucher der Bahnhofsmission und die Punks vom Bahnhofsvorplatz, um die sich die Streetworker des „Underground“ kümmern.
„Geh arbeiten!“, gehört zu den Sprüchen, die Julian bis zum Überdruss kennt. Keiner fragt ihn, warum er denn nicht arbeitet. Julian hat psychische Probleme. „Depressionen, Suizidgedanken, Borderline“, zählt er auf. Deswegen war er auch schon in der Psychiatrie in Werneck. Eine Lehre hat er mal begonnen, in Hauswirtschaft: „Aber wieder abgebrochen.“ Julian lebt vom Schnorren: „Und manchmal geh ich in die Bahnhofsmission, für Essen und Tee.“

 

 
Joshua Königer kennt viele der Punks vom Bahnhofsvorplatz. Einige bezeichnet der Musiker, der beim Begegnungspicknick für den Förderverein zur Gitarre griff, als seine Freunde. Die meisten blieben da für ein paar Monate, für ein oder zwei Jahre, dann kehrten sie in ein geregeltes Leben zurück, weiß er: „Meine Mam hatte auch dazugehört. Für etwa drei Jahre.“
Schicksale, wie sie Julian oder Joshua schildern, waren Johannes Hasler bis vor wenigen Monaten fremd. Natürlich wusste er vage, dass es Menschen gibt, die in prekären Umständen leben. Doch erst seit Juni ist er, neben seiner Arbeit im Förderverein, auch in der Bahnhofsmission selbst als Ehrenamtlicher aktiv. Menschen zu treffen, die keinerlei Perspektive in ihrem Leben haben, die sich zum Teil völlig gehen lassen und in der Sucht verlieren, das sei anfangs höchst „ungewöhnlich“ gewesen.

 

 

 

 
Ich finde, wir haben für diese Menschen eine Verantwortung“, meinte Kathrin Lewandowski, die Julian gerade einen Teller mit vegetarischen Leckereien reicht. Die Geschäftsfrau aus Eibelstadt ist ebenfalls im Förderverein engagiert: „Ich kümmere mich um das Sponsoring.“ Für das Begegnungspicknick kreierte sie Käse-Trauben-Spieße und einen Tomaten-Feta-Salat. Außerdem gab es jede Menge Gebäck, das Würzburger Bäckereien spendierten, sowie mehrere Eimer mit Obstsalat von den Wirtschaftsjunioren.

 

 
Auf einer der Decken rund um den Kiliansbrunnen ließ sich eine 34 Jahre alte Besucherin der Bahnhofsmission ein Stück Kuchen schmecken. Dass der Förderverein ein Begegnungspicknick veranstaltete, fand sie „saucool“. Für die schwer körperlich und seelisch kranke Frau war es absolut grandios, als sich eine ihr unbekannte Dame zu ihr auf die Decke setzte und begann, sich mit ihr locker zu unterhalten. „Sie lebt in Berlin, kommt aber dreimal im Jahr nach Würzburg, um an einem Seminar im Benediktushof teilzunehmen“, erfuhr sie.
Für die 34-Jährige ist eine solche Begegnung etwas ungemein Kostbares: „Ich bin oft wahnsinnig alleine.“ Aus diesem Grund besucht sie auch mindestens einmal in der Woche die Bahnhofsmission: „Ich mag die Mitarbeiterinnen dort so gerne.“ Sie hätten immer ein offenes Ohr für sie. Seien immer bereit für eine Begegnung.

 

 
Entstanden ist die Idee, ein Begegnungspicknick zu veranstalten, innerhalb der Projektgruppe des Fördervereins, erläuterte Projektgruppenleiter Helmut Fries. Auf eine neue Art und Weise sollte eine Möglichkeit geschaffen werden, dass sich Menschen begegnen, die sich im Alltag nicht über den Weg laufen. Das Konzept ging voll und ganz auf. Auf den Decken tummelten sich ohne Unterschied Passanten und Punks, Reiche und Arme. Jeder erfuhr ein bisschen vom anderen. Und verstand ein bisschen besser, wie der so lebte. Und warum.

Julian, der sonst viel Feindseligkeit erfährt, wurde beim Begegnungspicknick des Fördervereins Bahnhofsmission herzlich aufgenommen. 

Juli 20, 2015

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Ab auf die Wiese – Würzburg picknickt!

Ab auf die Wiese – Würzburg picknickt!

Ein Experiment am Kiliansbrunnen vor dem Bahnhof.

 

 

Würzburg, Juli 2015: Der Förderverein der Bahnhofsmission Würzburg organisiert am Sonntag den 26. Juli 2015 von 14 bis 17 Uhr ein Picknick rund um den Kiliansbrunnen auf der großen Wiese vor dem Bahnhof.

 

Jede(r) ist willkommen

 

Die Idee ist ein gemeinsames Picknick mit heiteren Gesprächen zwischen Menschen, die sich unter normalen Umständen nur selten begegnen. Jeder, der die Möglichkeit hat, bringt etwas mit und dann wird geteilt – Essen und Trinken, Zeit und Gespräche.
Es ist ein Experiment mit offenem Ausgang: Lassen sich die Würzburger einladen? Sind sie bereit, für Fremde und Unbekannte etwas vorzubereiten? Wie viele Menschen nehmen die Gelegenheit wahr und kommen neugierig auf die anderen zu, die auch da sein werden?

 

 

Die Vorbereitung übernimmt der Förderverein der Bahnhofsmission. Für einen Grundstock an leckerem Essen, Buffet-Tische, Teller, Besteck, alkoholfreie Getränke ist gesorgt. Sommerlaune und entspannte Stimmung wird Josh Königer von der Band „Empire of Dirt“ mit seiner Gitarre verbreiten.
Wünschenswert wäre, dass am Ende die Tische reich gedeckt sind und ein buntes Volk den Bahnhofsvorplatz belebt.

 

 

Passende Speisen zum Mitbringen:
– Fingerfood wie Sandwiches, Kanapees, herzhaftes Gebäck, Party-Spieße
– Kuchen und Muffins
– Salate

 

 

Auf Lebensmittel, die bei hohen Temperaturen schnell verderben, muss leider verzichtet werden.
Helfende Hände und zusätzliche Picknickdecken, Kühlboxen sowie sonstige Picknickutensilien sind immer willkommen. Auch verborgene Musiktalente, die sich spontan entschließen und für Stimmung und wohlige Klänge sorgen.

 

 

Die Aktion dient auch dazu, auf die Arbeit der nahegelegenen Bahnhofsmission aufmerksam zu machen. Für alle Interessierte gibt es Führungen und Informationen zu Geschichte und Auftrag der Institution.

 

 

Machen Sie mit bei diesem einmaligen Experiment in Würzburg. Bei schlechtem Wetter muss der Förderverein das Picknick leider ersatzlos absagen! Informationen gibt es rechtzeitig auf www.bahnhofsmission-wuerzburg.de oder der Facebook-Seite des Fördervereins der Bahnhofsmission.

 

Juli 12, 2015

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Ab auf die Wiese – Würzburg picknickt! +++ Picknick findet statt +++

Der Förderverein der Bahnhofsmission Würzburg organisiert am Sonntag den 26. Juli 2015 von 14 bis 17 Uhr ein Picknick rund um den Kiliansbrunnen auf der großen Wiese vor dem Bahnhof. Jede(r) ist willkommen!
+++ Das Wetter wird gut, also findet das Picknick statt +++

Die Idee ist ein gemeinsames Picknick mit heiteren Gesprächen zwischen Menschen, die sich unter normalen Umständen nur selten begegnen. Jeder, der die Möglichkeit hat, bringt etwas mit und dann wird geteilt – Essen und Trinken, Zeit und Gespräche.
Es ist ein Experiment mit offenem Ausgang: Lassen sich die Würzburger einladen? Sind sie bereit, für Fremde und Unbekannte etwas vorzubereiten? Wie viele Menschen nehmen die Gelegenheit wahr und kommen neugierig auf die anderen zu, die auch da sein werden?

Die Vorbereitung übernimmt der Förderverein der Bahnhofsmission. Für einen Grundstock an leckerem Essen, Buffet-Tische, Teller, Besteck, alkoholfreie Getränke ist gesorgt. Sommerlaune und entspannte Stimmung wird Josh Königer„Empire of Dirt“ mit seiner Gitarre verbreiten.
Wünschenswert wäre, dass am Ende die Tische reich gedeckt sind und ein buntes Volk den Bahnhofsvorplatz belebt.
Passende Speisen zum Mitbringen:

  • Fingerfood wie Sandwiches, Kanapees, herzhaftes Gebäck, Party-Spieße
  • Kuchen und Muffins
  • Salate

Auf Lebensmittel, die bei hohen Temperaturen schnell verderben, muss leider verzichtet werden.

Helfende Hände und zusätzliche Picknickdecken, Kühlboxen sowie sonstige Picknickutensilien sind immer willkommen. Auch verborgene Musiktalente, die sich spontan entschließen und für Stimmung und wohlige Klänge sorgen.

Die Aktion dient auch dazu, auf die Arbeit der nahegelegenen Bahnhofsmission aufmerksam zu machen. Für alle Interessierte gibt es Führungen und Informationen zu Geschichte und Auftrag der Institution.

Machen Sie mit bei diesem einmaligen Experiment in Würzburg.

Juni 5, 2015

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Die Wanderbank macht Station im Falkenhaus

Anne Walz besucht die Stadtbücherei
 
Seit Freitag, den 29. Mai lädt eine Fensterdekoration für den Besuch der Wanderbank im Falkenhaus ein.
Gleich neben der Cafeteria bereitet Anne Walz ab dem 15. Juni (bis zum 27. Juni) eine Ausstellung der bereits gesammelten Geschichten vor und ermuntert Menschen, bei ihr auf der Bank Platz zu nehmen. Eine Audio-Installation mit ausgewählten Geschichten aus Würzburg gibt Interessierten erste Einblicke in die Arbeit der Geschichtensammlerin.
Anne Walz wird während der Ausstellungszeit jeweils Montag vormittag und Donnerstag ganztägig anwesend sein und gerne auch Ihre persönliche Geschichte hören.
 
Mit dieser ersten Austellung wollen wir Erfahrungen sammeln für die große Abschluss-Ausstellung in der Sparkasse (Hofstraße) vom 30. November bis 18. Dezember.
 
Anne Walz und die Wanderbank freuen sich auf Ihren Besuch!

April 20, 2015

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Was der Spion-Spiegel zeigt

Was der Spion-Spiegel zeigt

Der „Tag der Bahnhofsmission“ lädt Passanten am 18. April zum „Blickwechsel“ ein

 

 

Würzburg. Sie sind wie alte Bekannte, die Heiligenfiguren auf der Mainbrücke. Tausend Mal ging man schon an ihnen vorüber. Tausend Mal hat man sie schon gesehen. Doch wie heißen sie eigentlich gleich noch mal? Und wie sehen sie ganz genau aus? Beim „Tag der Bahnhofsmission“ werden Passanten die Brückenheiligen für einen Augenblick genau betrachten. Und feststellen: Es lohnt sich, ganz genau hinzugucken. So genau, wie das die Bahnhofsmission tagtäglich in ihrer Arbeit tut.

 

 

Blickwechsel“ lautet das Motto des diesjährigen „Tags der Bahnhofsmission“ am 18. April. In Würzburg hat man sich für diesen Aktionstag etwas ganz Besonderes ausgedacht. „Wir werden mit der Wanderbank als Requisit durch die Stadt ziehen“, verrät Anne Walz, Leiterin des vom Förderverein der Bahnhofsmission getragenen Projekts „Wanderbank“. Sieben Stationen wird es geben. An jeder hat der „Blick-Wechsel“ eine eigene Bedeutung.

 

 
So werden Passanten auf der Alten Mainbrücke unter dem Motto „Blickpunkt“ aufgefordert, auf der Wanderbank Platz zu nehmen und durch eines der bereitliegenden Ferngläser zu blicken. Etwa auf einen Brückenheiligen. Der Aha-Effekt lässt garantiert nicht auf sich warten: Ja, es ist gut, im Getriebe und der Oberflächlichkeit des Alltags einmal stehen zu bleiben und das, was des Weges kommt, genau in den Blick zu nehmen. Um zu besseren Urteilen zu gelangen. Um zu würdigen, was der oberflächliche Blick übersieht.

 

 
Am Vierröhrenbrunnen werden besondere „Spion-Spiegel“ die Wanderbank bestücken. Wer durch sie hindurchschaut, sieht nicht das, was direkt und offensichtlich vor ihm liegt. In dem Fall der Brunnen. Sondern etwas, was sich – außerhalb des Blickfelds – seitlich befindet. Die Domstraße etwa. Auch diese „Blickfang“ betitelte Erlebnisstation setzt prompt Erkenntnisprozesse in Gang. Wie oft wird nicht rechts und nicht links geschaut. Wie oft existiert nur das, was direkt vor den eigenen Augen liegt.

Um ein vollständiges Bild zu gewinnen, muss der Blick jedoch gewendet werden. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmission ist dies „Alltagsgeschäft“. Sie begnügen sich nicht mit dem, was auf dem ersten Blick wahrnehmbar ist. Um ein vollständiges Bild zum Beispiel von der Lebenslage eines Menschen zu gewinnen rücken sie ihren Blick ganz bewusst hin zu dem, was zunächst unsichtbar ist.

 

 

 

 
An einer weiteren Station auf dem Domplatz wird es zum Thema „Lichtblick“ darum gehen, ein zunächst unerkennbares Bild auf schwarzem Untergrund durch eine Art „Taschenlampe“ zu erhellen. Auch dies ist symbolisch für die Arbeit der Bahnhofsmission: Menschen, die in so verfahrenen Lebenssituationen stecken, dass ihnen alles nur noch Schwarz in Schwarz erscheint, erhalten durch die Gespräche mit den Mitarbeitern Lichtblicke, die ihnen Mut machen, sich aus ihrem momentanen, emotionalen Tal herauszuarbeiten.

 

 
Am unteren Marktplatz wird Heike Mix auf die Passanten warten. Sie hat unter dem Motto „Den Menschen im Blick“ ein Ratespiel im Gepäck, das animiert, sein Wissen über die Bahnhofsmission zu überprüfen. Außerdem wird eine prominente Persönlichkeit aus Würzburg von ihr auf der Wanderbank interviewt.

 

 
Der fantasievolle „Blickwechsel“ endet gegen 16.30 Uhr am Hauptbahnhof. Dort wird es einen „Aus-Blick“ auf das Wanderbank-Projekt geben. Zahlreiche Geschichten wurden dort inzwischen von Anne Walz eingefangen. Bei einer Ausstellung im Juni in der Stadtbücherei wird es einen ersten Einblick geben, was ganz unterschiedliche Menschen Anne Walz bisher erzählt haben. Im Dezember wird eine zweite, große Ausstellung in der Sparkasse Mainfranken organisiert.
Der „Tag der Bahnhofsmission“ ist eine bundesweite Veranstaltung. An diesem Tag machen Einrichtungen aus ganz Deutschland auf die große gesellschaftliche Bedeutung der Bahnhofsmissionen aufmerksam. Jeder kann einmal in die Situation kommen, wo er Unterstützung durch die Bahnhofsmission braucht.

 

 
Die Bahnhofsmission ihrerseits benötigt die Unterstützung durch die Menschen in der jeweiligen Stadt. Und zwar bei weitem nicht nur finanziell. Der „Tag der Bahnhofsmission“ dient nicht zuletzt dazu, Brücken zu schlagen und Blickwechsel zu ermöglichen zwischen Menschen, die in sozial annehmbaren Bedingungen leben. Und solchen, deren Dasein in mitunter unvorstellbarer Weise prekär ist.

April 13, 2015

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Tag der Bahnhofsmission am 18. April

Der „Tag der Bahnhofsmission“ lädt Passanten am 18. April zum „Blickwechsel“ ein

 

Sie sind wie alte Bekannte, die Heiligenfiguren auf der Mainbrücke. Tausend Mal ging man schon an ihnen vorüber. Tausend Mal hat man sie schon gesehen. Doch wie heißen sie eigentlich gleich noch mal? Und wie sehen sie ganz genau aus? Beim „Tag der Bahnhofsmission“ werden Passanten die Brückenheiligen für einen Augenblick genau betrachten. Und feststellen: Es lohnt sich, ganz genau hinzugucken. So genau, wie das die Bahnhofsmission tagtäglich in ihrer Arbeit tut.

„Blickwechsel“ lautet das Motto des diesjährigen „Tags der Bahnhofsmission“ am 18. April. In Würzburg hat man sich für diesen Aktionstag etwas ganz Besonderes ausgedacht. „Wir werden mit der Wanderbank als Requisit durch die Stadt ziehen“, verrät Anne Walz, Leiterin des vom Förderverein der Bahnhofsmission getragenen Projekts „Wanderbank“. Sieben Stationen wird es geben. An jeder hat der „Blick-Wechsel“ eine eigene Bedeutung.

 

Alte Mainbrücke: Blickpunkt

 

So werden Passanten auf der Alten Mainbrücke unter dem Motto „Blickpunkt“ aufgefordert, auf der Wanderbank Platz zu nehmen und durch eines der bereitliegenden Ferngläser zu blicken. Etwa auf einen Brückenheiligen. Der Aha-Effekt lässt garantiert nicht auf sich warten: Ja, es ist gut, im Getriebe und der Oberflächlichkeit des Alltags einmal stehen zu bleiben und das, was des Weges kommt, genau in den Blick zu nehmen. Um zu besseren Urteilen zu gelangen. Um zu würdigen, was der oberflächliche Blick übersieht.

 

Vierröhrenbrunnen: Spion-Spiegel

 

Am Vierröhrenbrunnen werden besondere „Spion-Spiegel“ die Wanderbank bestücken. Wer durch sie hindurchschaut, sieht nicht das, was direkt und offensichtlich vor ihm liegt. In dem Fall der Brunnen. Sondern etwas, was sich – außerhalb des Blickfelds – seitlich befindet. Die Domstraße etwa. Auch diese „Blickfang“ betitelte Erlebnisstation setzt prompt Erkenntnisprozesse in Gang. Wie oft wird nicht rechts und nicht links geschaut. Wie oft existiert nur das, was direkt vor den eigenen Augen liegt.

Um ein vollständiges Bild zu gewinnen, muss der Blick jedoch gewendet werden. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmission ist dies „Alltagsgeschäft“. Sie begnügen sich nicht mit dem, was auf dem ersten Blick wahrnehmbar ist. Um ein vollständiges Bild zum Beispiel von der Lebenslage eines Menschen zu gewinnen rücken sie ihren Blick ganz bewusst hin zu dem, was zunächst unsichtbar ist.

 

Domplatz: Lichtblick

 

An einer weiteren Station auf dem Domplatz wird es zum Thema „Lichtblick“ darum gehen, ein zunächst unerkennbares Bild auf schwarzem Untergrund durch eine Art „Taschenlampe“ zu erhellen. Auch dies ist symbolisch für die Arbeit der Bahnhofsmission: Menschen, die in so verfahrenen Lebenssituationen stecken, dass ihnen alles nur noch Schwarz in Schwarz erscheint, erhalten durch die Gespräche mit den Mitarbeitern Lichtblicke, die ihnen Mut machen, sich aus ihrem momentanen, emotionalen Tal herauszuarbeiten.

 

Unterer Marktplatz: Den Menschen im Blick

 

Am unteren Marktplatz wird Heike Mix auf die Passanten warten. Sie hat unter dem Motto „Den Menschen im Blick“ ein Ratespiel im Gepäck, das animiert, sein Wissen über die Bahnhofsmission zu überprüfen. Außerdem wird eine prominente Persönlichkeit aus Würzburg von ihr auf der Wanderbank interviewt.

 

Hauptbahnhof: Aus-Blick

 

Der fantasievolle „Blickwechsel“ endet gegen 16.30 Uhr am Hauptbahnhof. Dort wird es einen „Aus-Blick“ auf das Wanderbank-Projekt geben. Zahlreiche Geschichten wurden dort inzwischen von Anne Walz eingefangen. Bei einer Ausstellung im Juni in der Stadtbücherei wird es einen ersten Einblick geben, was ganz unterschiedliche Menschen Anne Walz bisher erzählt haben. Im Dezember wird eine zweite, große Ausstellung in der Sparkasse Mainfranken organisiert.
Der „Tag der Bahnhofsmission“ ist eine bundesweite Veranstaltung. An diesem Tag machen Einrichtungen aus ganz Deutschland auf die große gesellschaftliche Bedeutung der Bahnhofsmissionen aufmerksam. Jeder kann einmal in die Situation kommen, wo er Unterstützung durch die Bahnhofsmission braucht.
Die Bahnhofsmission ihrerseits benötigt die Unterstützung durch die Menschen in der jeweiligen Stadt. Und zwar bei weitem nicht nur finanziell. Der „Tag der Bahnhofsmission“ dient nicht zuletzt dazu, Brücken zu schlagen und Blickwechsel zu ermöglichen zwischen Menschen, die in sozial annehmbaren Bedingungen leben. Und solchen, deren Dasein in mitunter unvorstellbarer Weise prekär ist.

März 2, 2015

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Für 2015 sind die Nächte sicher

Förderverein überreicht 50.000 Euro für den 24-Stunden-Dienst der Bahnhofsmission

 

Würzburg. „Sofort ins Frauenhaus!“ Dieser Gedanke stellt sich ein, wenn die Situation zu Hause eskaliert. Wenn der Ehemann austickt und der kleine Sohn schon wieder miterleben muss, wie seine Mutter zusammengeschlagen wird, bis sie auf dem Küchenboden liegt. Nachts jedoch können Würzburgs Frauenhäuser nur in Ausnahmefällen Gewalt bedrohte Frau aufnehmen, zumal sie auch oft schon belegt sind. Nachts kann allein die Bahnhofsmission von Misshandlung bedrohten Frauen einen sicheren Platz zu garantieren.

Nach und nach sickerte es im Laufe des vergangenen Jahres ins Bewusstsein vieler Würzburger Bürger, wie existenziell wichtig die Bahnhofsmission mit ihren Öffnungszeiten rund um die Uhr für die Stadtgesellschaft ist. Der Förderverein der Bahnhofsmission sorgte mit großem Engagement dafür, dass die Bedeutung gerade des Nachtdienstes weithin bekannt wurde. Dies geschah vor dem Hintergrund enger finanzieller Spielräume: Die von Caritas und Diakonie getragene Christophorus-Gesellschaft muss mit schrumpfenden Mitteln einer tendenziell wachsenden Not begegnen. Der Appell des Fördervereins nach Unterstützung der Bahnhofsmission kam in der Bevölkerung unerwartet gut an. Für dieses Jahr konnte der 24-Stunden-Dienst gesichert werden.
Durch vielfältige, fantasievolle Aktionen gelang es dem 70 Mitglieder starken Förderverein, im Laufe des vergangenen Jahres insgesamt 65.000 Euro zur Unterstützung der Bahnhofsmission zu sammeln. „15.500 Euro konnten wir der Christophorus-Gesellschaft bereits im Juli 2014 überreichen, zu Jahresbeginn wurden weitere 50.000 Euro überwiesen“, informiert Vereinsvorsitzender Helmut Fries.
Für Günther Purlein, Geschäftsführer der Christophorus-Gesellschaft, ist der gesammelte Spendenbetrag in seiner Höhe „eine außerordentlich positive Überraschung“. Der Förderverein, der sich Seite an Seite mit der Christophorus-Gesellschaft für eine bestmögliche Unterstützung von Menschen in prekären Lebenssituationen in Würzburg einsetzt, sei, so Purlein, ein unersetzlicher Partner. Auch in diesem Jahr werden sich Christophorus-Gesellschaft und Förderverein gemeinsam für die Bahnhofsmission einsetzen, damit der Rund-um-die-Uhr-Service mit dem wichtigen Nachtdienst auch 2016 aufrechterhalten werden kann.
Die Mitarbeiter, die den Nachtdienst abdecken, werden so gut wie jede Nacht mit Menschen in unterschiedlichen Notlagen konfrontiert. Da war zum Beispiel der Mann, der nicht über die Scheidung von seiner Frau und die Trennung von seinen Kindern hinwegkam. Seine Verzweiflung darüber, dass seine Lebenspläne unkittbar zerbrochen waren, ließ ihn sogar an Suizid denken. Fünf Stunden lang schilderte er einem Mitarbeiter im Nachtdienst der Bahnhofsmission seine Seelenpein, saugte er Trost aus dem nie erhoffen Umstand, dass sich ein anderer Mensch einmal alles anhört, was ihn seit langem quält. Beim Abschied nach dieser gesprächsintensiven Nacht war er wesentlich gefasster als zuvor. Hatte der Mann die Kraft gefunden, die nächsten Stunden und Tage weiterzuleben.
Dann war da Mario, der Junge, der abends aus der Wohnung flog, weil sich seine Mutter, eine Frau mit seelischen Problemen, bei einem Streit allzu sehr über ihn geärgert hatte. Ein Obdachloser gab ihm den Tipp, sich an die Bahnhofsmission zu wenden. Der Nachtdienstmitarbeiter, hörte sich die Geschichte des Jungen ruhig an. Er konnte in einem langen Telefongespräch mit der Mutter erreichen, dass sie ihren Sohn abholte.
Rund 40.000 Mal wurde die Bahnhofsmission 2014 kontaktiert. Über 3.000 Mal kam es im vergangenen Jahr vor, dass Menschen in ganz unterschiedlichen Notsituationen die Einrichtung in unserer Nachtdienstzeit zwischen 21.30 Uhr am Abend und 7 Uhr am Morgen aufsuchten. 344 Mal übernachteten Frauen, oft auch mit Kindern, in der Bahnhofsmission.
Ohne die Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft hätte die verprügelte Mutter mit ihrem Sohn nicht prompt eine Zuflucht gefunden. Wäre der Junge die Nacht durch herumgestreunt – und hätte der Mann, der nicht über die Trennung von seiner Familie hinwegkommt, sich am Ende vielleicht doch in dieser Nacht das Leben genommen.
– Günther Purlein

 

 

Unterstützen können Sie den wichtigen 24-Stundendienst mit einer Spende ab sofort auf das Konto DE97 7509 0300 0003 0102 28 der Liga Bank Würzburg – Förderverein Bahnhofsmission
Die Bahnhofsmission erreichen Sie persönlich und telefonisch 24 Stunden jeden Tag – neue Telefonnummer 0931 – 7304 – 8800
E-Mail: bahnhofsmission@christophorus-wuerzburg.de

Februar 21, 2015

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Blickwechsel im Jahr 2015

„Blickwechsel“ ist das Motto unserer Arbeit 2015
Wir nutzen den Tag, um veränderte Blickwinkel auf den Bahnhof, das Bahnhofsviertel und die Menschen darin zu ermöglichen.
Ziel ist es, die Öfentlichkeit für die vertrauten, für die meisten aber nur flüchtig wahrnehmbaren „anderen Seiten“ des Bahnhofs und seiner Besucherinnen und Besucher zu interessieren und zu sensibilisieren.

 

Unser Jahresprogramm 2015 ist ein Beitrag dazu:

– 18.04.2015 Tag der Bahnhofsmission

– Frühjahr/Sommer Kleinkunst und Musik im und am Bahnhof
– 29.05. -27.06.2015 Wanderbank – Ausstellung in der Stadtbücherei Würzburg
– 04.10.2015 Künstlergala im Bockshorn Würzburg
– 02./03.11.2015 Fortbildung für MitarbeiterInnen der Bahnhofsmission
„Ressourcenorientierte Arbeit mit der Klientel der Bahnhofsmission“
– 30.11.-18.12.2015 Wanderbank – Große Ausstellung in der Sparkasse Mainfranken/Hofstraße
– 03.12.2015 Offizielle Eröffnung der Ausstellung Wanderbank
– Sonntage im Dez. Adventsfeiern mit unseren Besuchern
– Dezember 2015 Adventliches in und rund um den Bahnhof