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Würzburg. Ein kurzer, scheuer Blick, ein Räuspern, dann eine Bemerkung übers Wetter: „Das wird heute bestimmt noch regnen!“ Was jetzt wohl passiert? Wird der Banknachbar darauf eingehen? Oder genervt abrücken? „Auf der ‚Bank der Begegnung’ gibt es in jedem Fall eine Erwiderung“, meint Anne Walz vom Förderverein der Bahnhofsmission Würzburg. Denn wer sich auf diese Bank setzt, signalisiert: Ich habe Lust, zuzuhören, und Lust zu erzählen.
In guter Erinnerung ist das Projekt Wanderbank aus dem vergangenen Jahr. Seit Jahresbeginn firmiert nun das Konzept unter dem neuen Namen „Bank der Begegnung“. Damit geht eine Weiterentwicklung des Projektes einher, das bereits 2014 von den Münchner Künstlerinnen Christiane Huber und Sanne Kurz ins Leben gerufen worden war. Bisher hatte Anne Walz auf der Bank Geschichten gesammelt. Um die 150 Geschichten trug sie 2015 zusammen. Nun soll die Bank „flügge“ werden. Die Geschichtensammlerin wird überflüssig. Die Menschen, die sich auf der „Bank der Begegnung“ niederlassen, sollen von sich aus miteinander ins Gespräch kommen. Über das, was sie gerade bedrückt. Was sie ärgert. Oder was sie in den letzten Tagen gefreut hat.
In seinem neuen Projekt arbeitet der Förderverein eng mit der Stadt Würzburg zusammen. Zum Auftakt der Kooperation wird denn auch die Wanderbank-Ausstellung, die im Herbst 2015 in der Sparkasse zu sehen war, zwischen dem 27. Juni und dem 8. Juli noch einmal im Rathaus gezeigt. An den drei letzten Ausstellungstagen wird die „Bank der Begegnung“ schließlich auf die Reise geschickt. Drei „Promis“ aus dem Rathaus werden sich als erste Gäste auf ihr niederlassen und auf Gesprächspartner warten.
Den Auftakt macht Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der am 6. Juli von 11.30 bis 12 Uhr auf der Bank sitzen wird. Am 7. Juli verbringt Sozialreferentin Hülya Düber zwischen 9 und 11 Uhr zwei Morgenstunden auf der Bank. Am 8. Juli ist Würzburgs Kommunalreferent Wolfgang Kleiner zwischen 11 und 12 Uhr auf der Bank ansprechbar. Zu diesen drei Terminen wird die Bank auf der Alten Mainbrücke stehen. Danach lädt sie durchschnittlich einmal im Monat irgendwo in der Stadt dazu ein, sich auf ihr nieder- und sich gleichzeitig auf ein Gespräch einzulassen.
Viele Menschen wünschen sich, mal kurz mit jemanden zu plaudern. Oder auch einem Menschen, den sie nicht kennen, etwas anzuvertrauen, womit sie ihre Angehörigen nicht behelligen wollen. „Im vergangenen Jahr begegnete ich wiederholt einem Mann, der sich mehrmals zu mir setzte, wenn er sah, dass ich mit der Bank unterwegs war“, erzählt Anne Walz. Manchmal plauderte sie mit ihm. Manchmal saßen die beiden nur entspannt nebeneinander und tranken eine Tasse Kaffee. Das tat dem Mann sichtlich gut.
Auch an zwei Flüchtlingsmädchen erinnert sich Anne Walz: „Die meinten am Ende zu mir, dass sie zum ersten Mal jemanden in Deutschland getroffen haben, der genug Zeit hatte, ihnen zuzuhören.“ Nicht zuletzt bei den Klienten der Bahnhofsmission, auf die die Bank indirekt aufmerksam machen möchte, handelt es sich in vielen Fällen um Menschen, die niemanden haben, mit denen sie sich austauschen können. „Wir wollen vor allem auch Begegnungen mit diesen Männern und Frauen ermöglichen“, sagt Helmut Fries, Vorsitzender des Fördervereins.
Die Erstauflage des Projekts, bei dem Anne Walz als Geschichtensammlerin Regie führte, erscheint auf den ersten Blick ambitionierter als das reine Aufstellen einer „Bank der Begegnung“ in den Stadtraum. Doch dieser Eindruck täuscht, erklären Helmut Fries und Anne Walz. In einer Ära, in der Zeit ein immer rareres Gut wird und in der die einzelnen Schichten der Gesellschaft immer weiter auseinanderdriften, stellt es eine Herausforderung dar, zu Begegnungen über die sozialen Grenzen hinweg einzuladen. Denn nichts scheint weniger selbstverständlich.
„Dabei sind Begegnungen so wichtig“, sagt Fries. Begegnungen können helfen, eine bittere Stunde besser zu überstehen. Sie führen zu neuen Erkenntnissen und nehmen das Gefühl, mit einer Sache alleine dazustehen. Fries zitiert in diesem Zusammenhang gern Martin Buber. Alles wirkliche Leben, meinte der einst, ist Begegnung.
Konzert für die Bahnhofsmission – Projektgruppe des Fördervereins sucht kluge Köpfe
Zwischen den Stückfässern des Staatlichen Hofkellers wird normalerweise Wein probiert. Manchmal sind es Winzerinnen, die ihn präsentieren. Manchmal geht es um Wein und Käse. Am Samstag lud der Hofkeller zu einem neuen Event ein: Musiker sangen und spielten für die Bahnhofsmission Ausschnitte aus Opern, Operetten und Musicals. „Das war für uns eine Premiere“, so Veranstaltungsleiter Bernd van Elten. Noch nie zuvor habe es im Hofkeller eine Benefizveranstaltung gegeben.
„Wein & Musik“ hieß das neue Veranstaltungsformat des Fördervereins der Bahnhofsmission. Über 100 Menschen ließen sich davon anlocken, was einen Erlös von mehr als 1.000 Euro in die Kasse des Fördervereins spülte. Vier Stunden lang genossen sie Musicalhits wie das Liebesduo aus „Phantom der Oper“, sie lernten die „Juliska aus Budapest“ kennen, ließen sich in die wilden 20er Jahre entführen und stimmten bei „Funiculì, funiculà!“ lebhaft ein. Dazwischen informierte van Elten unterhaltsam über die Gutsweine des Hofkellers.
„Wir sind eine staatliche Einrichtung, deshalb steht es uns gut an, Gutes zu tun“, so der Weinspezialist. Als Helmut Fries, Vorsitzender des Fördervereins, auf ihn zukam, ließ er sich deshalb nicht lange überreden. Auch die vier Musiker Anke Katrin Glucharen, Matthias Köhler, Georgios Bitzios und Wolfgang Schöttner waren schnell bereit für die Bahnhofsmission zu spielen.
Er sei sozial eingestellt, so der Aschaffenburger Pianist Wolfgang Schöttner. Durch die Musik habe er selbst viel Glück und Freude erfahren. Das möchte er an Menschen, die weniger Glück im Leben hatten, weitergeben.
Bei Georgios Bitzios ist es vor allem die christliche Überzeugung, die ihm zum Engagement bringt. „Jeder Mensch kann einmal in eine prekäre Lebenslage kommen“, weiß der Tenor. Die Arbeit der Bahnhofsmission liegt dem Musiker aus biografischen Gründen nicht fern. „Da ich aus Griechenland komme, sehe ich an meiner eigenen Familie, wie schlimm es ist, wenn Menschen, die ein ganz normales Leben geführt haben, plötzlich vor dem Nichts stehen.“ Vollkommen unverhofft seien sie darauf angewiesen, Hilfe anzunehmen. Bitzios: „Aus diesem Grund bin ich ein großer Befürworter von Hilfsprojekten.“
Auch für Saxophonist Matthias Köhler ist es selbstverständlich, sich sozial zu engagieren. Darum gibt er öfter Benefizkonzerte. Für die Bahnhofsmission spielte er am Samstag zum ersten Mal – und mit voller Überzeugung, damit einem guten Zweck zu dienen. „Es ist wichtig, Menschen zu unterstützen, die keine Bleibe haben, die unterwegs oder bedürftig sind.“ Warum sie in Not gerieten, sei egal: „Es wäre vermessen von uns, darüber zu urteilen, inwieweit diese Menschen an ihrer Hilfsbedürftigkeit selbst schuld sind.“ Niemand habe sein Schicksal in der Hand. Und manchmal meint es das Schicksal nicht gut.
Das kann Anna Reus bestätigen. Seit über zwei Jahren engagiert sie sich neben ihrem Beruf ehrenamtlich in der Bahnhofsmission. „Zu uns kommen Menschen, die durch alle Raster fallen“, so die Besucherin der Benefizveranstaltung. Vor allem Osteuropäer lebten oft unter unvorstellbar prekären Umständen in Würzburg. Sie haben keinen Anspruch auf Sozialleistungen. In der Bahnhofsmission erhalten sie etwas zu essen, einen Tee, auch wird ihnen geholfen, wenn sie krank werden.
Ohne ihr Ehrenamt hätte Anna Reus nie erfahren, wie groß die Not mancher ihrer Mitbürger in der Domstadt ist. Wer ein „normales“ Leben führt, kommt kaum in Berührung mit Armut. Umso wichtiger ist es für den Förderverein, durch kreative Veranstaltungsformate Brücken über die sozialen Gräben zu schlagen.
Hierfür gibt es eine eigene Projektgruppe, die immer wieder neue Ideen entsinnt, wie es gelingen könnte, die Menschen auf die soziale Not in ihrer Stadt und die Notwendigkeit der Bahnhofsmission aufmerksam zu machen. „Aktuell suchen wir weitere findige Köpfe“, so Fries. Wer sich auf dieses spezielle Ehrenamt einlässt, erhält die Möglichkeit, seine gestalterische Kraft voll zu entfalten. Denn jede Idee, die den Brückenschlag vollzieht, mag sie zunächst auch etwas „verrückt“ klingen, ist dem Förderverein willkommen.
Würzburg. Die Frau hielt es nicht mehr in ihrer Wohnung aus. Panikattacken hatten sich eingestellt, ihr Herz klopfte zum Zerspringen. In solchen Nächten geisterte sie oft bis zum Morgengrauen durch die Straßen. Doch es ist Januar. Und bitterkalt. Darum wandte sie sich an den Nachtdienst der Bahnhofsmission. Um den Fortbestand dieses so wichtigen Dienstes zu sichern, erhielt die Einrichtung am Sonntag beim Benefizkonzert mit dem Bundespolizeiorchester 40.000 Euro vom Förderverein Bahnhofsmission.
Die Bahnhofsmission ist der einzige Ort in der gesamten Region Würzburg, wo Menschen in Not auch nachts eine offene Türe finden. Das Angebot aufrecht zu erhalten, bedeutet für die ökumenische Christophorus-Gesellschaft als Träger allerdings eine immense Herausforderung. „Bis zu 80.000 Euro im Jahr kostet es, diesen Schutzraum zu unterhalten“, erklärte Helmut Fries, Vorsitzender des Fördervereins Bahnhofsmission, bei der Überreichung des Spendenschecks am Sonntag in der Würzburger St. Johannis-Kirche.
Das ganze Jahr 2016 über sammelte der Förderverein Geld für diesen weithin einmaligen und unverzichtbaren Dienst. Wie wichtig er ist, unterstrich Bahnhofsmissionsleiter Michael Lindner-Jung im Vorfeld der Scheckübergabe. „Wir werden nachts keineswegs nur von Menschen aufgesucht, die keine Wohnung haben“, erläuterte er. Auch Männer und Frauen in akuten psychischen Ausnahmesituationen wenden sich an die Einrichtung am Hauptbahnhof. Die Frau, die in jener bitterkalten Januarnacht an der Tür der Bahnhofsmission klingelte, war also alles andere als eine Ausnahme. Generell steigt laut Lindner-Jung die Bedeutung der Bahnhofsmission als Ort, wo Krisenintervention geleistet wird.
„Die Bahnhofsmission ist gerade in der Winterzeit wie ein Wohnzimmer für Menschen, die keine oder nur eine schlecht beheizte Wohnung haben“, bestätigte Würzburgs evangelische Dekanin Edda Weise, eine regelmäßige Besucherin der Bahnhofsmission. Die Einrichtung, in der letztes Jahr 40 Freiwillige über 7.000 ehrenamtliche Stunden geleistet haben, sorge vor allem nachts für sozialen Frieden, ergänzte Clemens Bieber vom diözesanen Caritas-Verband. Dadurch blieben Würzburg Probleme erspart, die man in anderen Städten nachts häufig wahrnimmt. „Schwierige Situationen richten sich nicht nach Öffnungszeiten“, unterstrich Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
Mit dem Benefiz-Kirchenkonzert des Bundespolizeiorchesters begann der Förderverein der Bahnhofsmission seine Spendensammlung für das Jahr 2017. Das Konzert selbst sorgte für Begeisterung beim Publikum. Dirigent Jos Zegers, seit Oktober 2016 Orchesterleiter, schaffte es durch eine geschickte Programmauswahl, vielfältige Brückenschläge zu den Anliegen der Bahnhofsmission und ihres Fördervereins zu schlagen.
So wurde am anspruchsvollsten Stück des Abends, „For Natalie“ des amerikanischen Komponisten James Barnes, deutlich, wie plötzlich und wie tief Menschen in eine schwere Krise stürzen können. „For Natalie“, ein mit „mesto“ überschriebener, trauriger und schwermütiger Satz innerhalb von Barnes’ 3. Sinfonie, wurde von dem Komponisten nach dem Tod seiner Tochter Natalie geschrieben. Barnes verarbeitet darin die schwierigste Zeit seines Lebens. Während des berührenden Zwölfminüters traten zahlreiche Solisten aus dem Orchester bravourös hervor.
Mit „Peace, please“, einem ruhigen Solowerk für Euphonium und Blasorchester von Frode Thingnaes, ging das Orchester auf die Sehnsucht nach Frieden in den aktuell zerrissenen Zeiten ein. Das Stück ist den Friedenstruppen der Vereinten Nationen gewidmet.
Würzburg. „Das ist wirklich eine tolle Sache“, schwärmt die blonde Frau im bunten Sommerkleid, die am Sonntag beim Begegnungspicknick des Fördervereins der Bahnhofsmission teilnahm. Die Frau besucht die Bahnhofsmission häufig, dadurch wurde sie auf die Veranstaltung am Würzburger Hauptbahnhof aufmerksam. Die Bahnhofsmission, erzählte sie, ist eine für sie überaus wichtige Einrichtung: „Denn dort geht man gut mit den Menschen um.“
Sich vorurteilslos auf Menschen einzulassen, egal, welches Problembündel sie mitbringen, dafür steht die ökumenische Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft. Aus dieser Haltung heraus wurde auch die Idee des Begegnungspicknicks geboren. Männer und Frauen ganz unterschiedlicher Couleur erhielten nun schon zum zweiten Mal Gelegenheit, sich im lockeren Rahmen des Picknicks kennen zu lernen. Das war, wie schon bei der Erstauflage, eine spannende Sache. Hat doch jeder Mensch eine bewegende Geschichte zu erzählen, aus der deutlich wird, warum der Betreffende im Augenblick so und nicht anders lebt.
Was sie alles hinter sich hat, sieht man der Frau im bunten Sommerkleid nicht an. Monatelang lebte sie auf Sparflamme: „Von 500 Euro im Monat.“ Die Frau litt an psychischen Problemen. Deshalb kam sie in ein Übergangswohnheim: „Durch den Auszug habe ich mich verschuldet.“ Inzwischen ist der Schuldenberg geschmolzen: „So dass ich immerhin 700 Euro zum Leben habe.“
Armut kennt auch Gerald Möbus (Name der Klienten der Bahnhofsmission geändert). „Am Ende des Monats geht mir meist das Geld aus“, erzählt der 51-Jährige. Dann sucht er die Bahnhofsmission auf, wo es immer Tee und Gebäck gibt. Beim Picknick rund um den Kiliansbrunnen fühlte sich der Mann äußerst wohl. Im Gespräch berichtete er davon, dass er schon bessere Zeiten sah: „Ich war selbstständig.“ Doch die Selbstständigkeit ging schief. Darum stürzte auch Möbus in Schulden.
Heute arbeitet er in einer Wäscherei: „Dort bediene ich die Waschmaschinen.“ Das bringt ihm zwar ein regelmäßiges, allerdings nur ziemlich niedriges Gehalt ein. Damit ist er keine Ausnahme, weiß Möbus: „Es gibt viel mehr Arme, als man denkt.“
„Ich bin vor allem hier, weil ich andere Menschen kennen lernen möchte“, berichtet Claudia Schuller. Die 31-Jährige unterhält sich gern. Aus diesem Grund kommt sie auch öfter in die Bahnhofsmission: Hier hat immer jemand Zeit für ein kurzes Gespräch. In ein Café oder einen teuren Sportclub zu gehen, könnte sich Schuller nicht leisten. Die junge Frau arbeitet als Reinigungskraft in einem Schwimmbad. Auch sie wird alles andere als üppig entlohnt.
Dass sie keinen besseren Job hat, liege an ihrem Handicap: „Ich hatte bei der Geburt Sauerstoffmangel.“ Aus diesem Grund tut sie sich sehr schwer, Neues zu lernen. Als Mensch mit Behinderung erfuhr Claudia Schuller schon Ablehnung oder Unverständnis. Dabei könne sie doch nichts für ihre Einschränkung, sagt sie: „So etwas, das sucht man sich nicht aus.“ In der Bahnhofsmission und beim Begegnungspicknick hatte sie das schöne Gefühl, rundum akzeptiert zu sein und respektvoll behandelt zu werden.
„Jeder ist willkommen!“ lautete das Motto des Picknicks. Sowohl Besucher der Bahnhofsmission und der Wärmestube als auch junge Klienten der Würzburger Streetworker waren herzlich eingeladen, sich auf Decken niederzulassen, zu essen, zu trinken und miteinander ins Gespräch zu kommen. Nicht zuletzt Jugendliche, die sich am Bahnhofsvorplatz aufhalten, nutzten am Sonntag die Gelegenheit, mit „ganz normalen“ Bürgern in Kontakt zu kommen und ihre oft reichlich prekäre Situation zu schildern.
Auch in diesem Jahr organisiert der Förderverein der Bahnhofsmission Würzburg ein Picknick rund um den Kiliansbrunnen auf der großen Wiese vor dem Bahnhof. Am Sonntag den 17. Juli 2016 von 14 bis 17 Uhr ist jeder willkommen.
Die Idee für ein gemeinsames Picknick mit heiteren Gesprächen zwischen Menschen, die sich unter normalen Umständen nur selten begegnen, entstand schon im letzten Jahr. Damals war das Picknick ein voller Erfolg und so haben die Organisatoren des Fördervereins beschlossen, die neu gegründete Tradition auch in diesem Jahr fortzusetzen.
Für einen Grundstock an leckerem Essen, Buffet-Tische, Teller, Besteck, alkoholfreie Getränke ist gesorgt. Dazu gibt es Hintergrundmusik von unterschiedlichen Künstlern.
Und natürlich wird auch die Bank der Begegnung vor Ort sein und zu persönlichen Gesprächen einladen.
Der Wunsch ist: Jeder, der die Möglichkeit hat, bringt etwas mit und dann wird geteilt – Essen und Trinken, Zeit und Gespräche.
Ziel ist es, dass um 14.00 Uhr die Tische reich gedeckt sind und ein buntes Volk den Bahnhofsvorplatz belebt.
Passende Speisen zum Mitbringen:
– Fingerfood wie Sandwiches, Kanapees, herzhaftes Gebäck, Party-Spieße
– Kuchen und Muffins
– Salate
Auf Lebensmittel, die bei hohen Temperaturen schnell verderben, muss leider verzichtet werden.
Helfer und zusätzliche Picknickdecken, Kühlboxen sowie sonstige Picknickutensilien sind immer willkommen. Auch verborgene Musiktalente, die sich spontan entschließen für Stimmung und wohlige Klänge zu sorgen.
Die Aktion dient auch dazu, auf die Arbeit der nahegelegenen Bahnhofsmission aufmerksam zu machen. Für alle Interessierte gibt es Führungen und Informationen zu Geschichte und Auftrag der Institution.
Würzburg. Als junges Mädchen hatte Regina Lange Würzburg zuletzt besucht. Das ist nun fast 50 Jahre her. Dass Würzburg so schön ist, daran kann sie sich kaum erinnern. „Selbst die Alte Mainbrücke ist mir gar nicht mehr im Gedächtnis“, erzählte die Tagestouristin aus Cannes, die mit ihrem Mann Detlef die Domstadt besichtigte, Oberbürgermeister Christian Schuchardt auf der „Bank der Begegnung“. Dieses jüngste Projekt des Fördervereins Bahnhofsmission feierte am Mittwoch Premiere.
Regina und Detlef Lange schlenderten, von der Innenstadt kommend, über die Alte Mainbrücke, kurz bevor sich der OB auf der „Bank der Begegnung“ niederließ. Sie sahen die Sitzgelegenheit, die allein durch den prägnanten Schriftzug „Bank der Begegnung“ auf sich aufmerksam macht. Erstaunt wandte sich Detlef Lange an Helmut Fries, dem Vorsitzenden des Fördervereins: „Was hat es denn damit auf sich?“ Als der Tourist hörte, dass die Bank fortan in Würzburg an ganz verschiedenen Stellen Begegnungen inspirieren soll, wunderte er sich: „Braucht es denn so etwas? Wir haben doch die Sprache, um miteinander in Kontakt zu kommen!“
Stimmt. Und stimmt doch nicht so ganz. „Die Menschen sind heute anders, sie begegnen sich nicht mehr so wie früher“, beobachtet Tagestouristin Verena Walz. Die 68-Jährige, die in Bad Kissingen lebt, wuchs in einem kleinen Dorf bei Lörrach auf. Früher, erinnert sie sich, war es völlig normal, dass sich die Dorfbewohner zusammensetzten und miteinander sprachen. Auf öffentlichen Bänken. Nach der Kirche. Im Wirtshaus. „Das ist heute nicht mehr üblich“, konstatiert Schwald, „die Menschen sind irgendwie anders geworden.“
Eigentlich schade, dass man sich heute eher aus dem Weg geht und die spontane Begegnung mit unbekannten Menschen meidet. Gibt es doch so viel, worüber zu reden und was gemeinsam zu machen wäre. Wigbert Baumann aus Würzburg, der nach dem Ehepaar Lange neben Schuchardt Platz nahm, berichtete dem OB von seinem Engagement im Trautenauer Heimatkreis. Der hat in der Würzburger Neubaustraße eine Heimatstube, die Einblick gewährt, wie man einst im Riesengebirge lebte. Wie wäre das denn, die Stube zu einem deutsch-tschechischen Begegnungszentrum auszubauen? Für Schuchardt ein interessanter Vorschlag.
Eine richtig tolle Idee ist für den Oberbürgermeister auch die „Bank der Begegnung“. Zwar ist Schuchardt zufolge Würzburg eine äußerst „begegnungsfreudige“ Stadt: „Nach 17 Uhr treffen sich ganz unterschiedliche Menschen beim Schoppen auf der Alten Mainbrücke.“ Dieses lebendige Treiben in der Nähe des Rathauses setzt Touristen immer wieder in Erstaunen. So vital und gleichzeitig friedlich geht es in anderen Städten nicht zu.
Auf dem zweiten Blick allerdings wird deutlich, dass es keineswegs alle Menschen sind, die sich zum Dämmerschoppen auf der Brücke treffen. Ärmere Bürgerinnen und Bürger, die das Hauptklientel der Bahnhofsmission bilden, verirren sich kaum unter die Schoppentrinker. Die „Bank der Begegnung“ wurde am Mittwoch nicht zuletzt mit Blick auf diese Menschen auf Tournee durch den Stadtraum geschickt. Bürgerinnen und Bürger aus allen sozialen Schichten, so die Idee, sollen sich darauf künftig begegnen können. Ohne Konsumzwang. Und ohne Berührungsängste.
Würzburg. Im kalten Dezember spielten sie schon einmal am Bahnhofsvorplatz auf, die fünf Jungs von der Blues Band „Mucho Mojo“. „Da war es aber so ungemütlich, dass die Leute nicht länger stehenblieben“, sagt Bassist Gunther Schunk. Das war am Freitag anders. Viele kamen und hörten zu. Die Spendendosen füllten sich. Ein 1.000-Euro-Scheck wurde überreicht. Außerdem konnte der Förderverein der Bahnhofsmission, Organisator des Benefizkonzerts, weitere Fördermitglieder gewinnen.
„Wir brauchen neue Mitglieder, um neue Aktionen zugunsten der Bahnhofsmission planen und realisieren zu können“, erläuterte Diakonin Martina Fritze vom Förderverein. 80 Mitglieder gehören dem Verein derzeit an: „Wir wollen versuchen, die Mitgliederzahl bis Jahresende zu verdoppeln.“ Das ist natürlich ein extrem ehrgeiziges Ziel. Das begeistert aufgenommene Konzert von „Mucho Mojo“ zeigte allerdings: Es macht Spaß, sich im Förderverein zu engagieren, man lernt dadurch eine Menge interessanter Menschen kennen. Und kann bei einem Besuch in der Bahnhofsmission sehen, wie sinnvoll die durch die Benefizaktionen eingenommenen Gelder angelegt sind.
Beides kann Katrin Böse bestätigen. Die junge Frau, die beim Würzburger Versicherungsmakler Dittmeier beschäftigt ist, engagiert sich seit längerem in der Projektgruppe des Fördervereins. Ihr Einsatz macht ihr große Freude – und kommt auch bei ihrem Arbeitgeber sehr gut an. Der nutzte das eintrittsfreie 14. Bahnhofskonzert mit „Mucho Mojo“, um eine Spende von 1.000 Euro an den Förderverein zu überreichen. Davon wird der Nachtdienst unterstützt, ein Teil des Geldes fließt außerdem in die Bildungsarbeit der 25 Ehrenamtlichen, die durch den Zuzug von Flüchtlingen in jüngster Zeit vor besonderen Herausforderungen stehen.
Entgegengenommen wurde der Scheck von den Vereinsmitgliedern Martina Fitze, Johannes Hasler und Bürgermeister Adolf Bauer. Letzterer trat beim Bahnhofskonzert nicht nur als Kommunalvertreter auf. „Ich bin selbstverständlich Mitglied des Fördervereins“, so der Bürgermeister. Vielfach konnte er sich schon davon überzeugen, welche wichtige Arbeit die Bahnhofsmission am Würzburger Verkehrsknotenpunkt leistet: „Sie ist ein soziales Aushängeschild für unsere Stadt.“
Bauer weiß, dass es in Würzburg eine Menge Menschen in Not gibt. Nicht wenige dieser Menschen kamen zu „Mucho Mojo“ – und genossen das Konzert in vollen Zügen. Darunter war Heinrich Six (Name geändert). Der 68-Jährige sicherte sich als erster Zuhörer einen Platz auf den Bänken vor der Bühne. „Ich habe gelesen, dass es heute am Bahnhof ein Konzert gibt, da bin ich gleich gekommen“, sagt der Countryfan, der von einer schmalen Rente leben muss und sich keine teuren Konzertkarten leisten könnte.
Six war bis zu seiner Berentung vor fünf Jahren als Gabelstaplerfahrer tätig: „Gerade früher hat man damit sehr wenig verdient.“ Entsprechend gering fiel die Einzahlung in die Rentenkasse aus. Nun muss sich der Senior mit mageren Altersbezügen begnügen: „Das heißt, sich manchmal ganz schön nach der Decke zu strecken.“ Vergnügungen wie Sommerreisen sind für ihn nicht drin. Das letzte Mal war er vor zehn Jahren für ein paar Tage unterwegs: „Da war ich in Füssen.“ Doch Six versucht, sich das Leben auch mit wenig Geld schön zu machen: „Dieses Konzert heute am Bahnhof ist für mich so etwas wie ein Mini-Urlaub.“
Heinrich Six ist kein Besucher der Bahnhofsmission. „Noch nicht“, schmunzelt er. Ein Bluesfan, der schräg hinter ihm saß, besucht die ökumenische Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft hingegen regelmäßig. Der ursprünglich aus Italien stammende 71-Jährige hat Krebs: „Die Diagnose stürzt mich immer mal wieder in Depressionen.“ Vor allem dann geht der Mann in die Bahnhofsmission: „Hier bekomme ich immer ein gutes Wort.“ So dass er stets ein klein wenig optimistischer nach Hause geht, als er gekommen ist.
Unterstützt wurde das Bahnhofskonzert erstmals vom Café Wunschlos Glücklich. Freiwillige aus dem Café-Team verkauften Getränke und Flammkuchen. Der Erlös kam vollständig der Bahnhofsmission zugute.
Würzburg: Am Freitag, den 17. Juni begrüßen die Mainfränkische Band Mucho Mojo mit ihrem Motto “In blues we trust”, das Wunschlos Glücklich Cafe und die Bahnhofsmission auf dem Bahnhofsvorplatz alle Gäste, die nach Würzburg kommen, um das besonderen Flair des „Umsonst & Draußen“ zu erleben. Getreu diesem Motto spielt Mucho Mojo ab 17 Uhr natürlich ohne Gage, freut sich aber über großzügige Spenden für den Förderverein der Bahnhofmission. Bereits zum zweiten Mal unterstützt die Band den gemeinnützigen Verein mit ihrem Auftritt und setzt sich mit ihrer Musik für den guten Zweck ein.
Jeder ist willkommen: Auf dem Bahnhofsvorplatz wird es feinsten Electro Blues geben, es darf getanzt und gefeiert werden und das Wunschlos Glücklich Cafe verkauft ebenfalls zu Gunsten des Fördervereins leckere Speisen.
Natürlich stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahnhofsmission gerne für Information rund um die Bahnhofsmission und den Förderverein oder interessante Gespräche zu Verfügung. Die Veranstaltung ist ein guter Ort der Begegnung zwischen Arm und Reich, für Reisende und Musikbegeisterte, für Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz und solchen, deren Leben aus der Bahn geraten ist. Alle sind willkommen, der Eintritt ist frei! Spenden nehmen wir gerne entgegen. Kommen Sie uns am Freitag 17. Juni ab 17 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz besuchen und erleben Sie ein ungewöhnliches Konzert an einem ungewöhnlichen Ort mit besonderen Gästen.
Die Bahnhofsmission und der Förderverein der Bahnhofsmission leisten hier wertvolle Arbeit rund um den Bahnhof und auch für die gesamte Stadt Würzburg, als einzige Anlaufstelle, welche 24 Stunden und 365 Tagen im Jahr geöffnet hat und Menschen in Not Unterstützung bietet.
Würzburg. Einen Ohrenschmaus auf hohem Qualitätsniveau präsentierten der Würzburger Polizeichor und das Tuba-Quartett des Heeresmusikkorps Veitshöchheim am Sonntag in der vollbesetzten St.-Johannis-Kirche. Standing Ovations und mehrere Zugaben zeigten, wie beeindruckt die Zuhörer von den Darbietungen unter der Leitung von Dirigent Jürgen Pfarr und Tubaspieler Bernhard Huf waren. Der Erlös des Konzerts, das unter dem Motto „Begegnungen“ stand, fließt in die Arbeit der Bahnhofsmission.
Das Repertoire des Polizeichors bestach durch sehr spezielle, ungewöhnliche Liedbeiträge fernab vom „Chor-Mainstream“. So boten die 40 Sänger im ersten Konzertteil mit „Tébe pojém“ und „Hwalite Gospoda snebeß“ zwei in Ukrainisch vorgetragene Kirchenlieder von Dmitry Stepanovych Bortnjansky dar. Der hauptsächlich in Russland wirkende Komponist hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert.
Das Tuba-Quartett, das Stücke von Georg Friedrich Händel, Girolamo Frescobaldi, John Stevens und Franz Schubert präsentierte, faszinierte durch die souveräne Beherrschung eines äußerst anspruchsvollen Instruments. Ungewöhnlich war hier allein die Besetzung: Tuba-Quartette sind eine rare Erscheinung. Dies wiederum schlug metaphorisch die Brücke zur Bahnhofsmission. So, wie die Tuba-Bläser unter Leitung von Hauptfeldwebel Bernhard Huf zeigten, was mit diesem tiefsten aller gängigen Blechblasinstrumente möglich ist, demonstriert das Team der Bahnhofsmission tagtäglich, welche ungeahnten Möglichkeiten sich in der Arbeit mit an den Rand gedrängten Menschen bieten.
Im weltlichen Teil des dramaturgisch ausgeklügelten, zweistündigen Programms wartete der Polizeichor mit zwei Premieren auf. Erstmals brachten die Männer die a cappella-Titel „Die Wunder dieser Welt“ (Musik: Pasquale Thibaut, Text: Gerhard Grote) und „Dieser Tag ist schön“ zu Gehör. Bei letzterem handelt es sich um das Largo aus der 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ („Musik: Anton Dvorak, Text: Gerhard Grote, Satz: Pasquale Thibaut).
Den im dritten Konzertteil von Pianist Rudolf Ramming begleiteten Sängern forderte vor allem die Interpretation von „Caro mio ben“ viel ab. Tommaso Giordani vertonte dieses Lied an den Frieden, das sängerisch höchsten Feinschliff erfordert. Zu den Highlights des Konzerts zählte außerdem die in deutscher Sprache präsentierte, russische Volksweise „Wenn der Abendwind leise weht“. Hier zog der Männerchor emotional noch einmal alle Register. In dem von Otto Groll geschaffenen Chorsatz liegen Gedanken der Sehnsucht und Romantik, aber auch Trauer und Wehmut eng beieinander. Alle diese Empfindungen gingen den Zuhörern sichtlich unter die Haut.
Das ungewöhnliche Konzertprogramm stand in vielerlei Hinsicht symbolisch für die Arbeit der 40 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bahnhofsmission: Auch sie haben es tagtäglich mit ungewöhnlichen, in ihrer Ungewöhnlichkeit bereichernden Begegnungen zu tun. Die Frage, warum der vor knapp 30 Jahren gegründete Polizeichor für den Förderverein Bahnhofsmission ganz umsonst auftrat, ist für Horst Assmann, Vorsitzender des Chors und Moderator durch den Abend, sehr einfach zu beantworten. „Es ist Tradition und Verpflichtung zugleich, dass sich der Polizeichor durch eigene Veranstaltungen sowie durch die Mitwirkung bei Benefizkonzerten für gemeinnützige Zwecke in den Dienst stellt“, betont er.
Das Engagement der Bahnhofsmission auf dem Würzburger Bahnhofsgelände mit all seinen sozialen Besonderheiten könne gesellschaftlich nicht hoch genug eingeschätzt werden. Berührungspunkte zwischen dem Personal der Bahnhofsmission und der Polizei gibt es Assmann zufolge ständig: „Wir beide haben die sozialen Belange vieler hilfloser oder gestrauchelter Menschen im Blick.“ Für den Polizeichor Würzburg sei es darum eine Ehre gewesen, sich in seiner Heimatstadt durch die Mitwirkung beim Benefizkonzert zu Gunsten der Bahnhofsmission in den Kreis der Unterstützer einzuklinken.
Würzburg. Klaus Rügamer ist ein Weihnachtsfan. „Bei mir sind alle Fenster geschmückt, überhaupt, die ganze Wohnung“, so der 46-Jährige. In diesem Jahr allerdings gibt es keine Weihnachtsdeko, Rügamer verlor vor kurzem seine Wohnung. „Seither schlafe ich draußen“, erzählte er beim 13. Würzburger Bahnhofskonzert mit der Blues-Gruppe „Mucho Mojo“, das der Förderverein Bahnhofsmission Würzburg unter der Überschrift „Der Bahnhof rockt“ am Freitag am Bahnhofsvorplatz organisierte.
Mitglieder und Freunde des Fördervereins, Reisende und Musikbegeisterte, vor allem aber die Besucher der Bahnhofsmission waren eingeladen, das eintrittsfreie Benefizkonzert zu genießen. „In blues we trust“ lautete das Motto von „Mucho Mojo“. Erstmals war die Band für ein Bahnhofskonzert engagiert. Sie begeisterte mit Songs wie dem Traditional „Saint James Infirmary“ oder „She Caught The Kathy“, einem Stück, das durch die Blues Brothers berühmt wurde.
Als die Band angefragt wurde, gab es kein langes Zögern, so Bluesharp-Spieler Sebbo Schneider: „Wir spielen sehr gern für die Bahnhofsmission.“ Denn die „Blauen Engel“ vom Bahnhof leisten in den Augen des Musikers eine höchst sinnvolle Arbeit. Schneider weiß, dass es in Würzburg eine Menge Menschen in Not gibt: „Beim Stadtfest sprach ich in diesem Jahr lange mit einem Obdachlosen.“ Er erfuhr, wie mühsam der sich durchs Leben schlug. Durch das Benefizkonzert wollte „Mucho Mojo“ etwas dafür tun, dass Menschen in Not über die Würzburger Bahnhofsmission auch im kommenden Jahr die Hilfe erhalten, die sie benötigen.
Antonia Bachl kennt Not sehr gut. Die 72-Jährige wurde von ihren Eltern nie gefördert. „Es hieß, dass ich später sowieso einmal heiraten werde, deshalb kam ich nicht auf eine höhere Schule.“ Ihr ganzes Leben lang schlug sich Bachl mit gering bezahlten Jobs durch: „Mal arbeitete ich in einem Blumengeschäft, mal in einer Gärtnerei, mal in einem Textilladen.“ Entsprechend mager fällt nun ihre Rente aus. Den Eintritt für ein Konzert oder für eine Theatervorstellung könnte sie sich niemals leisten: „Aber ich erhielt in diesem Jahr über die Kulturtafel eine Karte fürs Stadttheater. Das hat mir ganz wunderbar gefallen.“
Die Bahnhofsmission ist ein Ort, an dem alle Menschen, die Probleme haben, zu jeder Tages- und Nachtzeit Hilfe erhalten. Und zwar an jedem Tag des Jahres. „Das ist manchen Menschen noch immer nicht bekannt“, erfuhr Martina Fritze, die während des Konzerts am Stand des Fördervereins Glühwein, Punsch, Waffeln und Plätzchen verkaufte. Fritze und ihre Mitstreiter von der Bahnhofsmission und dem Förderverein klärten Passanten auf, boten Leckereien an, warben um Spenden und gaben dem einen oder anderen Bedürftigen auch schon mal eine Plätzchentüte als Geschenk mit: „Eine Frau hat sich darüber unglaublich gefreut.“
Für Klaus Rügamer und Antonia Bachl ist es eine große Beruhigung, zu wissen, dass die Bahnhofsmission sogar an Weihnachten durchgehend geöffnet hat. „Noch habe ich keine Ahnung, wo ich Weihnachten verbringen werde“, sagt Klaus Rügamer. Angehörige, mit denen er bei Plätzchen und Glühwein feiern könnte, gibt es nicht. Auch Antonia Bachl bleiben nur soziale Organisationen wie die Bahnhofsmission und Sant’Egidio. An diesen Beispielen zeigt sich für Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber, die das Konzert eröffnete, wie wichtig die Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft am Bahnhof ist: „Hier gibt es jederzeit Hilfe, Hoffnung und Beistand.“ Helmut Fries
Vor allem für die Besucher der Bahnhofsmission war das Benefizkonzert von Mucho Mojo am Bahnhofsvorplatz ein wunderschönes Erlebnis.